Als die Meitli kamen

1966 Als die Meitli kamen – Für Mädchen gab es lange keinen Platz

Metligymi“ ein Verdienst von Greth Berther-Gisler und Pater Anton Roos

Was heute selbstverständlich ist, wurde vor 42 Jahren „erkämpft“. Anlässlich des Ehemaligentreffens 2008 im Sankt Josef, Altdorf wurden die Initiantin und der Initiant des Meitli-gymi geehrt.

Beatrix Looser Marty

Am 21. September 1966 begann für 21 mehr oder weniger wissbegierige Schülerinnen die Gymizeit im „Sankt Josef“ in Altdorf. Und in den Jahren darauf entwickelte sich dieses Meitligymi als Erfolgsmodell. Anlässlich des Ehemaligentreffens 2008 wurden die Initiantin und der Initiant der höheren Frauenbildung in Uri, Greth Berther-Gisler und Pater Anton Roos einge-laden und geehrt. Noch heute werden ihre vorausblickenden Bemühungen in und für die Erziehungsarbeit, ihr Miut und ihr Durchhaltewille, den sie in dieser wegweisenden Angelegenheit bewiesen haben, bewundert. Ein Blick in die Geschichte.

Eine völlig neue Ära im Sankt Josef

Die Initiative für diese Neuerung ging von einer Vertreterin des Katholischen Frauenbundes Uri , Frau Greth Berther Gisler, aus. Wie so oft bewog sie die eigene familiäre Betroffenheit zu diesem Schritt. Ihre Tochter Mari-Ann wollte unbedingt vom Mädcheninternat in Stans an eine andere Mittelschule wechseln. Da sowohl im Teresianum in Ingenbohl als auch in Menzingen längst nicht genug Plätze zur Verfügung standen, schilderte sie ihre Not Pater Anton Roos, damals Lehrer und Präfekt am Mariannhiller Gymnasium. Dieser fand sofort ein offenes Ohr dafür und übernahm die weiteren Abklärungen seitens der Kongregation. Wer glaubt, dass Greth Berther innerhalb des Katholischen Frauenbundes, dessen Präsidentin sie mittlerweile war, mit ihrer Initiative nur auf offene Ohren stiess, muss sich eines Besseren belehren lassen. Ihre Vostandskolleginnen fanden ihr Ansinnen egoistisch und für Uri vorläufig nicht denkbar. Der Alleingang in dieser Angelegenheit war vorprogrammiert, einzig Unterstützung fand sie bei ihrem Ehemann und dessen befreundeten CVP-Landrat, Kari Gisler.

Den kirchlichen Segen aus jeder Gemeinde

Der Stein kam langsam ins Rollen. Greth Berther wurde verpflichtet, in dieser Sache beim Altdorfer Pfarrer persönlich vorzusprechen und den kirchlichen Segen in jeder weiteren Urner Gemeinde einzuholen. Das Gespräch mit dem Altdorfer Kirchenvorsteher war so wenig er-baulich, dass sie es bei dem einen beliess. Erst als die Initiantin Unterstützung von der Präsidentin des Schweizerischen Frauenbundes erhielt, gesellte sich Pfarrer Leo Gemperli, Flüelen zu ihnen und unterstützte dieses Projekt ebenfalls aktiv. Auch Pater Anton Roos war nicht untätig geblieben. Der angefragte Provinzial in Freiburg, Pater .Johannes Sigrist, machte von Anfang an mit. Er schrieb bereits am 29. Januar 1966 an den Bischof von Chur, teilte ihm die Pläne der Marianhiller mit und bat um dessen Einwilligung.

Zwei Bedingungen des Bischof

Nach Rücksprache mit dem Priesterkapitel Uri erteilte Bischof Johannes Vonderach Ende März 1966 bereits grünes Licht unter zwei Bedingungen. Im Lehrplan und Unterricht sollte der fraulichen Eigenart Rechnung getragen. Und es sollten gesonderte Räume eingerichtet werden, wo die Schülerinnen von einer Benediktinerschwester, Directrice Gertrudis Hug, betreut und instruiert wurden.
Auch die Urner Politik war positiv eingestellt. Anfang desselben Jahres bat Josef Müller, Prä-sident des Urner Erziehungsrates ebenfalls beim Churer Bischof um Einwilligung zum Projekt und berichtete ihm am 14. März 1966, dass der Regierungsrat und der Erziehungsrat von Uri diesen Plan gänzlich befürworteten. Die Benediktiner von Kollegium Karl Borromäus in Altdorf waren froh, dass das „Meitli-Gymnasium“ im Sankt Josef umgesetzt werden konnte. Sie hatten wegen des Knabeninternats nicht die räumliche Kapazität, und es fehlten ihnen die Lehrkräfte zu dieser Erweiterung.