Die Mariannhiller Missionare werden Brig verlassen

Am 8. Januar 2003 stand folgender Artikel im “Walliser Bote”

Die Mariannhiller Missionare werden Brig verlassen

Die Fakten sind bald aufgezählt. Die Mariannhiller haben in der Schweiz zwei Niederlassungen: Die ehemalige Missionsschule St. Josef in Altdorf und das Missionshaus in Brig. Beide Gemeinschaften sind zahlenmässig sehr klein (7+10) und das Durchschnittsalter ist weit über 70 Jahre. Ein Weiterbestehen der Missionsgesellschaft in der Schweiz und damit eine Weiterführung ihres Missionsauftrages wird aber klar als Auftrag verstanden. Auf einem ausserordentlichen Provinzkapitel vor einigen Wochen wurde daher ein Zusammenschluss der beiden Gemeinschaften beschlossen und mit schwerem Herzen entschieden, dass die vereinte Gemeinschaft in Altdorf weiterleben wird. Entscheidend für diesen Ort sind unter anderem die zentrale Lage, der grosse Bekanntheitsgrad durch die ehemalige Schule, wie auch die dort wirkende Provinzprokura.

Hinter diesen sachlichen Fakten aber stehen Menschen und deren Geschichten, hinter dieser lapidaren Erklärung verbirgt sich auch ein Stück Kongregations- und Kirchengeschichte.

Diese begann vor 75 Jahren als die Mariannhiller 1927 in Altdorf die “alten Mühle” kauften. Dort öffnete kurz darauf (eine damals noch sehr armselige) Missionsschule St. Josef ihre Tore für junge Männer, die Missionare werden wollten. 1937 wurde in Brig ein Missionshaus gebaut. Mit der Priesterweihe von zwei Oberwallisern, P. Emil Andereggen und P. Beat Albrecht wurde es am 18. Dezember 1938 eröffnet. Es war notwendig geworden für die weitere Ausbildung der begeisterten Missionsjugend, das Noviziat einerseits und die berufliche Ausbildung der Brüder anderseits. Zwischen 1946 und 1957 diente das Haus auch als eigenes Priesterseminar. Als 1957 die Seminaristen nach Würzburg zogen, kamen die Novizen aus Deutschland und Österreich nach Brig. In den späten sechziger Jahren ging dann die Zahl der Eintritte stark zurück.

Aus dem Missionshaus Brig sind viele Berufe hervorgegangen: 46 Priester und 20 Brüder. Sie wirkten und wirken noch in Heimat und Mission. Momentan sind es noch 41 Schweizer, von denen 21 ausserhalb der Schweiz und vor allem in Afrika tätig sind.

Walliser Missionare sind noch 5 im Einsatz: P. Pirmin Supersaxo von Saas Fee als Superior in Brig; P. Ephrem Venetz von Stalden in  Altdorf; der emeritierte Erzbischof Dr. Heinrich Karlen von Törbel  in Bulawayo, Simbabwe; P. Peter Grand von Susten, seit einigen Wochen Generalvikar der Kongregation in Rom und P. Roman Zurbriggen von Saas Grund in Umtata.

Das Missionshaus Mariannhill in Brig wurde als Studienhaus und Ausbildungsstätte für Priester- und Brüdermissionare erbaut. Aber es diente immer auch als Heimatbasis für die Kongregation und ihren missionarischen Auftrag und als missionarische Begegnungsstätte für die Ortskirche. Heute sehen die Missionare in der Ortskirche Schweiz eine besondere missionarische Aufgabe darin, die Glaubenserfahrung und die Lebendigkeit der jungen Kirchen mit den Menschen hier zu teilen. Das Missionshaus war in diesem Sinne eine Brücke für gegenseitige Begegnung und geschwisterliche Hilfe. Dies gilt auch für das Haus in Altdorf, wo die Mariannhiller Missionare diese Aufgabe weiterführen werden. Aber bevor die Gemeinschaft von Brig nach Altdorf ziehen wird, muss zuerst für das Haus Brig eine gute Lösung gefunden werden.

Heute möchten wir der Diözese Sitten und der Bevölkerung des Oberwallis herzlich danken für die gastfreundliche und missions-offene Aufnahme, die wir immer erfahren durften. Für uns ist es eine erlebte Überzeugung, dass in diesem kleinen Teil der grossen katholischen Kirche ein starker und kräftiger Glaube lebt. Für 65 Jahre haben wir versucht, mit und in der Oberwalliser Ortskirche die weltumfassende Lebendigkeit unsere Kirche zu erleben und miteinander zu teilen. Wann immer wir schliesslich Brig und damit das Oberwallis verlassen werden, diese Verbindung wird bleiben und mit ihr auch ein Stück Heimat, die wir hier bei Euch erfahren durften. Gott vergelte und segne Euch!

Für St. Joseph bedeutet das eine neue Herausforderung. Nach den Jahrzehnten, in denen “St. Josef” Missionsschule und Internat war, beginnt ein neues Kapitel. Als nun einziger Stützpunkt der Mariannhiller Missionare in der Schweiz wird es das Missionshaus St. Josef sein.

Was für die Mariannhiller MISSION bedeutet, ist in ihren Konstitutionen in Nr. 104 so umschrieben:

Die Kongregation nimmt in besonderer Weise Anteil an der missionarischen Sendung der Kirche. Sie betrachtet es als ihren Auftrag, an der Verkündigung des Evangeliums mitzuwirken, besonders bei jenen Völkern, die noch nicht an Christus glauben; bei der Gründung und beim Aufbau von Ortskirchen zu helfen; sich für Gerechtigkeit und für die Befreiung des ganzen Menschen einzusetzen; bei den Gläubigen das Verantwortungsbewusstsein für die Gesamtkirche wach zu halten und zu vertiefen; Missionsberufe zu fördern und die missionarische Arbeit geistig und materiell zu unterstützen.

Mit diesem “Programm” ist auch für Ehemalige von St. Josef ein weites Feld der persönlichen Teilnahme offen. Trotz fortgeschrittenen Alters werden wir  Mariannhiller dieses neue Kapitel in Angriff nehmen und mit Zuversicht hoffen wir in diesem Bestreben auf Euch zählen zu dürfen. So können wir unsere Beziehungen vertiefen und fruchtbar machen.

Euch allen wünschen wir ein gesegnetes, gesundes und gutes neues Jahr!

P. Damian Weber, cmm Provinzial